Was mir auf den Geist geht….

Um es gleich vorwegzusagen:

Ja, ich verabscheue den Krieg Russlands gegen die Ukraine. Jedes Kind, generell jeder Mensch, dem dort Gewalt angetan wird, ist eines, bzw. einer zu viel. Ich bin auch kein Putin-Versteher, oder gar Freund, er hat sich objektiv vieler Verbrechen schuldig gemacht. Wogegen ich mich wehre, ist die Tatsache, dass es „verboten“ ist, kritische Fragen zu stellen, bzw. kritische Anmerkungen zu machen, die egal wie sie im Zusammenhang mit diesem Krieg stehen, immer mit dem Totschlagargument beantwortet werden, „ja soll den Putin noch mehr unschuldige Kinder umbringen?“.

Wer nicht unisono sagt: Wir brauchen mehr Waffen für die Ukraine, wir reden gar nicht mehr mit Russland, wird unisono verbal an die Wand gestellt, ganz im Sinne von „Cancel culture“.

Mein Wunsch ist es, das Töten kurzfristig zu verhindern, oder zumindest deutlich zu reduzieren und mittelfristig einen Friedens- und Entspannungsprozess in Gang zu setzen.

Egon Bahr und Willy Brandt haben mit den Diktatoren im sowjetischen Einflussbereich teilweise im Verborgenen, später auch offiziell verhandelt und mussten sich im Westen als Vaterlandsverräter beschimpfen lassen. Im Ergebnis hat dies zu einem Entspannungsprozess geführt, der uns viele Jahre von Frieden in Westeuropa beschert hat.

Beide sind aber tot und es ist weit und breit kein Sozialdemokrat zu erkennen, der hier das Heft des Handelns in die Hand nehmen könnte, in diesem Krieg entspannend tätig zu sein. Sehr schön kann man dies an der Problematik mit den Getreidelieferungen aus ukrainischen Häfen sehen. Nicht ein europäischer Sozialdemokrat, sondern „Demokratiefreund“ Erdogan hat im Hintergrund im Geheimen – sicher nicht zu seinem Nachteil- diese Verhandlungen geführt.

Hier möchte ich gerne an die Frames in diesem Zusammenhang erinnern: Nahezu alle Medien haben berichtet, dass:

1.       Russland durch das Verhindern von Getreideexporten hauptverantwortlich für den akuten Hunger in der „Dritten Welt“ ist.

2.       Dass man Putin kein Wort glauben kann und dass dies nie funktionieren wird.

Mittlerweile haben ca. 300 Schiffe unproblematisch Getreide aus der Ukraine exportiert, dem Hunger aus der „Dritten Welt“ hat das aber wenig geholfen, weil 95% der Fracht zur Deckung des Bedarfes des Westens genutzt wurde.

Es ist an der Zeit und notwendig auch mal andere Fakten und Daten zu präsentieren, weil es halt nicht nur schwarz und weiß gibt und man sehr genau prüfen sollte, welche veröffentlichten „Fakten“ nur ein Frame bedienen sollen und welche Fakten halt nicht veröffentlicht werden, warum und von wem.

Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten sollten sich wohltuend und rational denkend von dem Kriegsdienstverweigerer Hofreiter abheben, der den Krieg brutaler und radikaler ausgestalten will, als man sich es vorstellen kann, sonst laufen wir Gefahr, den Fehler der Sozialdemokratie von 1914 zu wiederholen, Kriegskredite zu bewilligen, der bis heute einen bösen Makel in unserer Geschichte darstellt.

Ich gebe zu, selbst mehrfach Opfer von Frames, Geschichten geworden zu sein. Ich erinnere mich an die im US-Fernsehen auftretende Kinderkrankenschwester, die berichtet hatte, dass irakische Soldaten in Kuwait die Babys aus den Brutkästen geholt hatten und diese dann mit dem Kopf auf den Boden geschlagen hätten, ich habe damals mit vertreten, dass die Amis dort in den Krieg ziehen sollen, nur dass es keine Krankenschwester war, sondern die Tochter des kuwaitischen Botschafters und dass nie Babys erschlagen wurden, dies ist überall und dem Stichwort „Brutkastenlüge“ nachzulesen.

Ich habe mich damals auch nicht gegen den „völkerrechtswidrigen Angriffskrieg“ der NATO “ gegen Serbien ausgesprochen, hatte doch Scharping vorher dargestellt, dass dies eine humanitäre Katastrophe verhindern solle. Erst Jahre später erschien die WDR-Dokumentation „Es begann mit einer Lüge“, die Scharpings Lügen aufgedeckt hat. Da waren aber schon Krankenhäuser, Schulen, Chemiefabriken durch die NATO mit deutscher Hilfe bombardiert worden.

Ich erinnere mich auch noch an Colin Powells, der vor den Medien eine Flasche Anthrax hochhielt und auf die atomare, chemische Bedrohung im Irak hinwies. Bundeskanzler Schröder hat uns damals aus dem Krieg weitgehend herausgehalten und erst Jahre später hat sich Herr Powells dafür entschuldigt, weil dies Medieninszenierungen waren und es keinerlei Anthrax gab.

Ich bin also selbst auf manche Frames hereingefallen und das wird mir nicht mehr passieren, deshalb werde ich Fragen stellen und auch „quere“ Anmerkungen machen, dies ist notwendig in einer Zeit, in der Gegenöffentlichkeit kaum noch stattfindet und die Atmosphäre weitgehend unreflektiert immer weiter hochkocht.

„Wir werden Russland ruinieren“ Annalena Baerbock

Da kommen wir mit platten Kindergartensprüchen sicher nicht weiter.

Andreas Wollmann